Begründung der Inspiration

Willem Johannes Ouweneel

© CLV, online seit: 18.03.2006, aktualisiert: 13.07.2018

Einleitung

Man kann für die Inspiration der Bibel viele „Argumente“ ins Feld führen – und das haben wir ja auch versucht –, aber letztlich ist das so, als wollte man das Bestehen der Sonne (mit Wörtern) beweisen; der beste Beweis für ihr Bestehen ist die unmittelbare Erfahrung ihres Lichts und ihrer Wärme. So ist es auch mit der Inspiration: Der beste Beweis dafür ist letztlich die persönliche Glaubenserfahrung als Folge und Wirkung dieser Inspiration! In dieser Hinsicht können wir jetzt vier Eigenschaften unterscheiden:

1. Die moralische Kraft und Autorität der Bibel

Wir erkannten in einem anderen Artikel unter den Kennzeichen eines „kanonischen“ Buches ihre göttliche Autorität und lebenserneuernde Kraft. Nun sehen wir, wie solch ein Buch zu diesen Eigenschaften kommt: Es sind die Folgen der göttlichen Inspiration! So wie Christus „mit Vollmacht lehrte“ (Matthäus 7,29), so lehrt auch die Bibel mit ihrem immer wieder vorkommenden „So spricht der Herr“. Geben wir der Bibel einmal die Chance, mit Autorität zu reden, so wird sie brüllen wie ein Löwe; aber die „Autorität“ eines Löwen kann sich erst dann herausstellen, wenn man ihn loslässt. Die Lehre der Bibel muss nicht verteidigt, sondern verkündigt werden. Schließlich muss ja ein Mensch, um von der Bibel „überführt zu werden“, nicht in seinem Verstand, wohl aber in seinem Herzen und Gewissen überzeugt werden, und das ist das Werk des Heiligen Geistes (1. Korinther 2,13.14; 2. Petrus 1,19-21). Pascal sagte einmal: „Es gibt genügend Licht für den, der sehen will“ (vgl. Johannes 7,17; Offenbarung 22,17). Das Licht des Wortes Gottes hat angefangen, in tausenden Herzen zu leuchten (2. Korinther 4,1-6), und die Menschen haben die lebenserneuernde Kraft dieses Wortes an sich selbst erfahren.

2. Die Einheit der Bibel

Jetzt, wo wir das Geheimnis der Inspiration kennen, können wir auch besser begreifen, warum die Bibel von solcher Einzigartigkeit gekennzeichnet ist, wie wir es in einem anderen Artikel beschrieben haben. Wir meinen jetzt besonders die Einzigartigkeit ihrer Entstehung und ihrer Einheit: Wer oder was hat die Einheit der 66 Bücher geschaffen, die über einen Zeitraum von mindestens 1500 Jahren geschrieben wurden, von ca. 40 Autoren, in drei Sprachen, mit Hunderten von Themen, die aber nur ein Hauptthema kennen: Jesus Christus? Kein Mensch und auch keine Gruppe von Menschen stellte dieses Buch zusammen: Die Bücher wurden, nachdem sie geschrieben waren, nur deshalb der wachsenden Sammlung hinzugefügt, weil die Empfänger sie als inspiriert erkannten. Die Sammlung weist einen bemerkenswerten „Plan“ auf, von dessen Existenz vor oder während ihres Entstehens kein Mensch wissen konnte. Der Ursprung dieses Planes muss also über den Bibelverfassern selber stehen und übernatürlich sein; die Einheit der Schrift muss demnach von dem stammen, von dem sie selbst immer wieder bezeugt, dass Er ihr Verfasser ist: von Gott selbst!

3. Die Anerkennung der Bibel

Wir haben in einem anderen Artikel schon auf die wunderbare Aktualität, die gigantische Verbreitung, die haargenaue Überlieferung und das hartnäckige Überleben der Bibel hingewiesen. Wir kennen das Geheimnis jetzt: Millionen von Menschen in der Geschichte haben dieses Buch als das inspirierte Wort Gottes angenommen. Von Anfang an hat die christliche Kirche viele und kräftige Zeugnisse dieser Inspiration abgelegt. Bereits die ältesten Kirchenväter betrachteten das Neue Testament als „die Schrift“ und wiesen auf dieselbe Art und Weise auf sie hin, wie es die Apostel mit dem Alten Testament taten. Die Inspirationslehre ist nicht eine Erfindung blinder Orthodoxie von einigen „Außenseitern“ der Christenheit, sondern von den allerersten Anfängen bis heute besteht ein ununterbrochener Strom von Millionen Christen, die die vollkommene, wörtliche Inspiration der Schrift von Herzen akzeptiert haben.

4. Die historische und wissenschaftliche Glaubwürdigkeit der Bibel

Wir haben oben kurz über vermeintliche Fehler und Widersprüche in der Bibel gesprochen und darauf hingewiesen, dass die meisten ganz einfach zu erklären sind. Wenn nun auch einige Probleme übrigbleiben, die nicht (sofort) zu lösen sind, vergegenwärtige man sich doch, wie viel Tausende von Fehlern historischer, kosmologischer und biologischer Art, wie viel Irrtümer, Fehler und Übertreibungen die 31.173 Verse der Bibel hätten enthalten müssen, wenn sie nicht das inspirierte Wort Gottes wäre. Vergleichen wir damit die Irrtümer der Ägypter (die Mose nicht beeinflussen konnten!), der Chaldäer (die Daniel nicht durcheinanderbrachten!) und der Griechen (die Paulus nicht irreführten!); denken wir ferner an die Unwissenschaftlichkeiten, denen wir bei den Hindus, bei Homer, bei Aristoteles und sogar bei Augustinus und Ambrosius begegnen, vor allem, wo sie Aussagen über die stoffliche Welt machen. Die Bibel spricht über die Natur, über Pflanzen, über das Licht und die Atmosphäre, über Meere und Berge – und das alles (obwohl in überwissenschaftlicher Sprache) den Tatsachen entsprechend! Die Bibel redet von Tausenden von Orten und Geschehnissen aus dem Altertum – aber kein Fund der Archäologie hat jemals eine biblische Aussage als unrichtig entlarvt. Der Spott der Kritiker erstarb, als die Archäologen entdeckten, dass die Kunst des Schreibens schon zur Zeit Abrahams bestand; als die Geschichte und Chronologie der Könige von Israel bestätigt wurden und als die damalige Existenz des Königs Belsazer von Babel und des antiken Volkes der Hethiter nachgewiesen wurde.

Und die Bibel spricht nicht nur glaubwürdig über die Vergangenheit, sondern auch über die Zukunft. Sie enthält Hunderte von Verheißungen, von denen manche, obwohl Hunderte von Jahren vorher gegeben, sich dennoch buchstäblich erfüllt haben; keine vagen Zukunftsvorhersagen, die man auf subjektive Weise deuten könnte (wie bei einem Horoskop), sondern sehr genaue Vorhersagen, wie die genaue Verheißung der Zeit, des Ortes und der Art der Geburt Jesu Christi. Ferner weitere Prophezeiungen, die sein Leben, Sterben, seine Auferstehung und Himmelfahrt betreffen (siehe wieder Teil II). Der Koran und die Veda (die ältesten heiligen Texte der Inder) enthalten keine so genauen Prophezeiungen, die darüber hinaus auch noch erfüllt wurden. Die Ursache dafür ist ganz einfach: Die Bibel unterscheidet sich von allen (religiösen) Büchern der Welt dadurch, dass sie das unfehlbare, autoritative und inspirierte Wort Gottes ist!

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Aus So entstand die Bibel, CLV, 1992,
von Prof. Dr. W.J. Ouweneel und W.J.J. Glashouwer
www.clv.de


Hinweis der Redaktion:

Die Redaktion von Faszination Bibel ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüfet aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). 

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